Großeibstadt ist eine Gemeinde und deren Hauptort im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld und ein Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Saal an der Saale. Internationale archäologische Bedeutung erlangte die Gemeinde durch den Fund reich ausgestatteter neolithischer und hallstattzeitlicher Gräberfelder in den Jahren 1954/1955 sowie 1980.
Geografie
Geografische Lage
Großeibstadt befindet sich in der Region Main-Rhön, inmitten des fränkischen Grabfeldgaus. Die Gemeinde mit den Gemeindeteilen Großeibstadt und Kleineibstadt liegt an der Fränkischen Saale zu Füßen der Haßberge zwischen Saal a.d. Saale und Bad Königshofen im Grabfeld an der B 279. Sie ist umgeben von den Naturparks Rhön und Thüringer Wald.
Gemeindegliederung
Es gibt fünf Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):
- Fürstenmühle (Einöde)
- Gabelsmühle (Einöde)
- Großeibstadt (Pfarrdorf)
- Kleineibstadt (Kirchdorf)
- Neumühle (Einöde)
Es gibt die Gemarkungen Großeibstadt und Kleineibstadt.
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
In Großeibstadt wurde ein frühkeltischer Großgrabhügel ergraben. Das Dorf Ibinstadt wurde erstmals 786 urkundlich erwähnt. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag der Ort im Herzogtum Franken. Ab 1317 war Großeibstadt Bestandteil des hennebergischen Amts Kissingen. Weitere Lehensträger im Ort sind in der Folgezeit u. a. die Klöster St. Stefan in Würzburg, Fulda und Wechterswinkel, die Dompropstei Würzburg, die von Heßberg und die Truchseß von Wetzhausen. Der Ort kam im Rahmen des Schleusinger Vertrags 1586 vollständig zum Hochstift Würzburg, dem es bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts angehörte. Als Teil des Hochstifts gehörte der Ort dem um 1500 geschaffenen Fränkischen Reichskreis an. 1803 wurde Großeibstadt zusammen mit dem Amt Sulzfeld zugunsten Bayerns säkularisiert und im Frieden von Preßburg (1805) Erzherzog Ferdinand von Toskana zur Bildung des Großherzogtums Würzburg überlassen. In Kleineibstadt hatten die Freiherren von Münster ein Rittergut, das 1806 ebenfalls an das Großherzogtum fiel. (s. Schloss Kleineibstadt).
Mit der endgültigen Auflösung des Rheinbundes im Jahr 1814 endete auch die Existenz des Großherzogtums Würzburg. Großeibstadt fiel damit an das Königreich Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstanden mit dem Gemeindeedikt von 1818 die politischen Gemeinden Kleineibstadt und Großeibstadt.
Nekropolen von Großeibstadt
Die Besiedlungsgeschichte reicht sehr viel weiter zurück als die erste urkundliche Erwähnung, wie der aus archäologischer Sicht sensationelle Fund reich ausgestatteter neolithischer und hallstattzeitlicher Gräber („Hallstattwagen von Großeibstadt“) einschließlich einiger Tontrommeln aus der Zeit um 3.000 v. Chr. beweist. Das 1954/55 entdeckte Gräberfeld bestand aus Kammer-Wagengräbern, die in der Zeit zwischen 675 und 600 v. Chr. angelegt worden waren. In dem 1980 entdeckten, weitaus größeren Gräberfeld, fand man weitere sechs Kammer-Wagengräber, zwei kleine Kammergräber mit Körperbestattungen und etwa 40 Grubengräber mit Brandbestattungen. Ebenfalls in den 1980er Jahren wurden drei Totenhäuser der spätjungsteinzeitlichen Walternienburg-Bernburger Kultur ausgegraben. 1993 schließlich wurden in nur 250 m Abstand noch weitere Gräber gefunden, darunter erneut ein Kammer-Wagengrab.
Die Nekropolen von Großeibstadt gelten bis heute als die Beispiele Ha C- bis Ha D1-zeitlicher Prunkgräber von Frauen und Männern einer Wagen fahrenden, international agierenden und in Form eines Kriegerbundes organisierten Elite, die unabhängig von ihren Familienverbänden extrem aufwendig bestattet wurden. Der in den Frauengräbern (Hügel 19/1981) gefundene, überaus reiche Schmuck zählt zu den reichsten der Zeit nördlich der Alpen.
Eingemeindungen
Kleineibstadt wurde im Zuge der Gebietsreform am 1. Mai 1978 nach Großeibstadt eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
- 1961: 1259 Einwohner
- 1970: 1303 Einwohner
- 1987: 1172 Einwohner
- 1991: 1189 Einwohner
- 1995: 1252 Einwohner
- 2000: 1254 Einwohner
- 2005: 1190 Einwohner
- 2010: 1161 Einwohner
- 2015: 1114 Einwohner
- 2020: 1070 Einwohner
Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 1149 auf 1075 um 74 Einwohner bzw. um 6,4 %. 1994 hatte die Gemeinde 1265 Einwohner. Quelle: BayLfStat
Politik
Gemeinderat
Die Gemeinderatswahl 2020 ergab folgende Sitzverteilung und Stimmenanteile:
- Wählervereinigung Großeibstadt: 7 Sitze (54,5 %)
- Wählervereinigung Kleineibstadt: 5 Sitze (45,5 %)
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist Gerhard Jäger (Wählervereinigung Kleineibstadt).
Wappen
Kommunale Allianz
Die Gemeinde ist Mitglied in der Kommunalen Allianz Fränkischer Grabfeldgau.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
Es gab im Jahr 2020 nach der amtlichen Statistik 106 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 486. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe einen Betrieb. Zudem bestanden im Jahr 2016 27 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1252 ha, davon waren 1114 ha Ackerfläche und 138 ha Dauergrünfläche.
Einrichtungen
Es gibt unter anderem folgende religiöse und kulturelle Einrichtungen:
- die Pfarrei St. Johannes der Täufer sowie die Kuratie St. Bartholomäus – beide in der Pfarreiengemeinschaft Westliches Grabfeld, Sulzfeld (seit Sept. 2013 geleitet vom Großeibstädter Pfarrer Piotr Bruski, Pfarradministrator von Großeibstadt und Großbardorf, Sulzfeld und Kleinbardorf sowie Kuratus von Kleineibstadt).
- den katholischen Kindergarten St. Bartholomäus, mit Platz für 76 bis 56 Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren (Stand: 2021)
- die Bücherei der Pfarrgemeinde (Stand: 2013)
Sehenswürdigkeiten und Tourismus
- Schmiedstor in Großeibstadt, gebaut 1600 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn
- Schloss Kleineibstadt
- Durch Großeibstadt verläuft der Fränkische-Saale-Radweg, entlang der ehemaligen Bahnstrecke Bad Neustadt–Bad Königshofen, an der Großeibstadt einen Haltepunkt hatte.
- Durch die Gemeinde verlaufen die Fernwanderwege Keltenerlebnisweg und der Fränkische Marienweg.
Baudenkmäler
Sport
Es gibt zwei Sportstätten, eine des DJK Kleineibstadt und eine des TSV Großeibstadt.
Bekannte Söhne und Töchter der Gemeinde
- Fredi Breunig (* 1959), Kabarettist, Glossist und Mundart-Autor, Preisträger des Frankenwürfels 2013
- Hugo Neugebauer (* 1949), Metzgermeister, seit 2006 Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken, Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Literatur und Quellen
- Josef Braun: Landkreis Königshofen im Grabfeld. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Unterfranken I, München 1963, S. 8–9.
- Rudi Breunig, Ludmilla Ganß: Heimat Großeibstadt in Vergangenheit und Gegenwart. Verlag Schunk, Großeibstadt 1981.
- Petra Haller: Das Vorgeschichtsmuseum im Grabfeldgau. Ein neues Zweigmuseum der Prähistorischen Staatssammlung München, München 1991.
- Julia Katharina Koch: Die drei neolithischen Kollektivgräber von Großeibstadt, Lkr. Rhön-Grabfeld. In: Archäologische Informationen Nr. 18,1/1995, S. 113–117, doi:10.11588/ai.1995.1.17498.
- Georg Kossack: Gräberfelder der Hallstattzeit an Main und Fränkischer Saale, Kallmünz 1970 (= Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte Nr. 24).
- Birgit Schmalz: Vorzeit. Spuren in Rhön-Grabfeld. hrsg. vom Verein für Heimatgeschichte e. V. Königshofen, Bad Königshofen 1998.
- Hans Peter Uenze: Der Hallstattwagen von Großeibstadt. In: Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit. Untersuchungen zu Geschichte und Technik, Mainz 1987, S. 69–75.
- Johann W. Rost: Versuch einer historisch-statistischen Beschreibung der Stadt und ehemaligen Festung Königshofen und des königlichen Landgerichts-Bezirks Königshofen. Würzburg 1832, S. 108–112, 171–175.
- Reinhold Albert, Chronik von Groß- und Kleineibstadt, die Geschichte der Dörfer, Großeibstadt 2018.
Weblinks
- Website der Gemeinde Großeibstadt
- Großeibstadt: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik
Einzelnachweise




