Unter Auslandsrundfunk versteht man die Sendungen einer staatlichen oder öffentlich-rechtlichen Hörfunk- oder Fernsehgesellschaft, die sich nicht an die Menschen im eigenen Land richten, sondern an Landsleute, die im Ausland leben, oder an die Bürger in anderen Ländern insgesamt.
Zielgruppen und Sprachen
Im Wesentlichen lassen sich beim Auslandsrundfunk zwei Gruppen von Sendern unterscheiden:
- Einerseits Sender, die sich an vorübergehend oder langfristig im Ausland lebende (ehemalige) Bürger ihres Landes richten und
- andererseits Sender, die sich an die gesamte Bevölkerung anderer Länder oder ein internationales Publikum richten.
Der Zielgruppe entsprechend senden Programme der ersten Gruppe in ihrer Heimat- bzw. Landessprache und Programme der zweiten Gruppe in der Sprache der Zielländer oder einer internationalen Verkehrssprache. Häufig verfolgen Programme, die sich explizit an die Bevölkerung eines anderen Staates wenden, den Zweck, ein Gegengewicht zu den in diesen Ländern vorherrschenden Medien und ihrer Berichterstattung zu schaffen.
Begriffliche Abgrenzung
Inlandsrundfunk
Inlandsrundfunk richtet sich an Personen im Herkunftsland der Sendungen; Spezialfälle des Publikums sind dabei:
- angestammte oder zugewanderte ethnische Minderheiten – in deren eigener Sprache
- Beispiele: Sorbischer Rundfunk von MDR und RBB; COSMO
- Personen aus dem Ausland, die sich dauerhaft oder zeitweise im Inland aufhalten – meist (aber nicht notwendig) in einer anderen Sprache als der Sprache des Herkunftslands der Sendungen
- Beispiele: englischsprachige Nachrichten auf Österreich 1; früher: TW1 in Österreich auf Deutsch
Deutschsprachige Auslandsmedien
Beim Begriff deutschsprachige Auslandsmedien hat der Vorsatz Ausland eine andere Bedeutung: er bezieht sich hier in der Regel auf die Herkunft im außerdeutschen Sprachgebiet (und nicht wie bei Auslandsrundfunk auf das Zielgebiet). Somit zählt zu den deutschsprachigen Auslandsmedien auch deutschsprachiger Inlandsrundfunk im Ausland.
- Beispiele: Radio Neumarkt in Rumänien; SBS Deutsch in Australien
Formen
Entsprechend den möglichen Aufgaben eines Auslandrundfunks gibt es eine Unterteilung in Formen. Jo Groebel nennt sie den Funktionen zugeteilte Schlagwörter.
Die traditionellen Formen sind, ein Repräsentant des Sendelandes zu sein, sowie die Ausstrahlung eines Heimatrundfunks für Expatriates. Ein frühes Beispiel hierfür sind Sendungen auf Kurzwelle des deutschen Weltrundfunksenders. Eine historische Form ähnlich dem Heimatrundfunk ist der zwischen den Weltkriegen entstandene Kolonialrundfunk (Empire Service der BBC, Poste colonial in Frankreich, Philips Omroep Holland-Indië in den Niederlanden, Sendungen für Belgisch-Kongo aus Belgien).
Missionarische Sendungen sind neben Radio Vatikan überwiegend beim Auslandsrundfunk Nordamerikas zu finden.
Auslandsrundfunk kann auch aktuelle Themen in den Zielländern aufgreifen (Beispiele: Radio Free Europe, SNA-Radio). Die Übergänge zu jüngeren Formen des Auslandsrundfunks wie dem Kompensations- sowie dem Krisen- und Präventionsrundfunk sind fließend. Beide beinhalten eine ersetzende Versorgung von Informationen für entsprechende Länder mit mangelndem oder völlig fehlendem Angebot. Der letztgenannte ist eine Spezialisierung der kompensierenden Versorgung – eine Aussendung von Programmen in Kriegs- und Krisenregionen, um hier zusätzliche Informationen mit ausgleichendem Charakter bereitzustellen.
Nicht zum Auslandsrundfunk zählen inländische Angebote in Fremd- bzw. Minderheitssprachen (ethnische Medien; Beispiele: COSMO, Sorbischer Rundfunk).
Verbreitung
Der Reichweite wegen senden die Auslandshörfunksender traditionell meist auf Kurzwellenfrequenzen (Kurzwellenrundfunk), zunehmend seltener auf Mittelwelle oder Langwelle. In neuerer Zeit werden die Programme fast ausschließlich über Satellit und per Livestream über das Internet verbreitet. Seit etwa zehn Jahren wurde mit der digitalen Kurzwelle (Digital Radio Mondiale, DRM) ein neues Empfangsformat eingeführt, das langfristig die analogen Ausstrahlungen, deren Empfangsqualität sehr labil ist, ersetzen soll. Auslandsfernsehen wird überwiegend über Satellit ausgestrahlt. Multimediale Plattformen wie swissinfo werden ausschließlich über das Internet verbreitet.
Geschichte
Der Auslandsrundfunk war besonders in der Zeit des Kalten Krieges von Bedeutung, als der Westen einerseits versuchte, die staatliche Propaganda der Ostblockstaaten durch die Sendungen der Auslandsrundfunkanstalten zu unterwandern und der Osten seinerseits ebenfalls Sendungen gen Westen abstrahlte, um dessen Bevölkerung zu beeinflussen.
Nach dem Ende der Blockkonfrontation hat der Auslandsrundfunk stark an Bedeutung eingebüßt. Dazu beigetragen hat neben dem Wegfallen der politischen Auseinandersetzungen auch die technische Entwicklung. Die Verbreitung des Internets und seiner breiten Möglichkeiten, sich über fremde Länder zu informieren, sowie der Möglichkeit auch in fremden Ländern die Inlandssender des Heimatlandes zu empfangen, machte dem störungsanfälligen Kurzwellenrundfunk starke Konkurrenz. Der neue digitale Sendestandard auf Kurzwelle hat sich bislang nicht durchsetzen können. Hauptgrund ist hierfür das mangelnde Angebot an erschwinglichen Empfangsgeräten.
Auslandshörfunksender
Aktiv
Eingestellt
Liste von Auslandsfernsehsendern
Aktiv
Eingestellt
Liste von multimedialen Internetplattformen
Aktiv
Literatur
- Auslandsmedien. Themenheft. Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 11/2008. 28. Februar 2008.
- Donald R. Browne: International Radio Broadcasting. The Limits of the Limitless Medium. Praeger, New York/Westport 1982, ISBN 0-03-059619-X.
- Patricia Jäggi: Im Rauschen der Schweizer Alpen. Eine auditive Ethnographie zu Klang und Kulturpolitik des internationalen Radios. transcript, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8376-5164-5 (transcript-verlag.de – Open Access; Lizenz: CC-BY-NC 4.0; Format: PDF).
- Norbert Nail: Nachrichten aus Köln, London, Moskau und Prag. Untersuchungen zum Sprachgebrauch deutschsprachiger Auslandssendungen. Marburg 1981 (Marburger Studien zur Germanistik; 1). ISBN 978-3-7708-0709-3.
- Oliver Zöllner: Internationaler Auslandsrundfunk. In: Hans-Bredow-Institut (Hrsg.): Internationales Handbuch Medien. 28. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-3423-1, S. 175–183.
Einzelnachweise




